Natternkopf – Echium vulgare

Botanischer Steckbrief

Raublattgewächse (Boraginaceae), zwei- oder mehrjährig, 1. Jahr Blattrosette, 2. Jahr blühend,  bis zu 100 cm, rosa bis violette, später tiefblaue ährenartig angeordnete Blüten, bildet tiefreichende Pfahlwurzel, borstige Behaarung an Stängel und Blätter

Verbreitungsgebiet: In Deutschland und ganz Europa weit verbreitet, auch im westlichen Asien

Standortanspruch: durchlässig trockene, steinige, nährstoffarme Böden in vollsonnigen Lagen, toleriert aber auch nährstoffreichere Böden, z. B. im Garten

sogenannte Pionierpflanze, die rasch Ödflächen besiedelt

bis in Höhenlagen von 1600 m zu finden

Vermehrung / Aussaatermin: Kaltkeimer, für die Aussaat ist Kälte notwendig, ab Anfang Februar im Freiland, Dunkelkeimer (2 – 3 cm tief)

Weitere Namen:

Stolzer Heinrich, Blauer Heinrich, Himmelbrand, Eisenhart, Otterkopf, Natterkopf, Natterkraut, Gemeiner Natterkopf, Gewöhnlicher Natternkopf, Starrer Hansl, Wilde Ochsenzunge, Blaue Ochsenzunge, Natterkraut, Ochsenzung, Frauenkrieg, Saurüssel, Schlangenhaupt, Steinzungenwurz, Weiberkrieg, falscher Wayd, Quäkerkutt, Knohf, Johanneskerz


Etymologie:

Der Natternkopf hat seinen Namen, weil die Blüten an kleine Schlangenköpfe erinnern. Die geöffneten Einzelblüte mit ihrem vorgestreckten auffallenden Griffeln sind am Ende wie Schlangenzungen gespalten. Weil man früher oft einen Zusammenhang zwischen Aussehen und Wirkung sah, glaubte man fälschlicherweise, dass der Natternkopf eine heilende Wirkung bei Schlangenbissen hat.

Im Kräuterbuch von P. A. Matthioli, einem italienischen Arzt und Botaniker im 16. Jhdt. lassen sich Hinweise auf die Namensgebung des Natternkopfes finden. Dort ist von einem Nicander (Nikandros aus Kolophon) die Rede, der das Kraut, nachdem er „von einer Natter an seinem Knie gestochen ward“, als Alcibius bezeichnete. Der botanische Gattungsname Echium leitet sich vom griechischen Wort ekhis ab. Damit wurde im Altgriechischen eine Schlangenart bezeichnet, die zur Gruppe der Nattern- und Vipernartigen gehört. Weiterhin wird erwähnt, „dass sein Samen der Gestalt nach einem Schlangenköpffle ähnlich ist“.
 

Ernte und Lagerung

Die jungen Triebe und Blüten können schon im März geerntet und frisch verarbeitet werden. Die älteren Blätter können bis August gesammelt werden.

Die frischen Triebe und Blüten eignen sich nicht zum Lagern.
 

Blütezeitpunkt: Mai bis Oktober

Erntezeitpunkt: Juni bis September

Verwendbare Pflanzenteile:  Blüten, Blätter, Stängel, Wurzel, Samen
 

Anwendung in der Volksmedizin

Dem Gewöhnlichen Natternkopf schreibt man eine Vielzahl von Heilwirkungen zu. Allerdings findet er in der Naturheilkunde viel seltener Erwähnung als Borretsch und Beinwell, seine nahen Verwandten

Indikation: bei stumpfen Verletzungen wie Verstauchungen, bei äußeren Entzündungen und eitrigen Wunden, bei Furunkeln und Geschwüren, bei Hautrötungen, gegen Fieber

Wirkung: antibakteriell, hustenlösend, harntreibend, wundheilungsfördernd, schweißtreibend, antirheumatisch,

Nebenwirkungen und Anwendungsbeschränkungen: Der Gewöhnliche Natternkopf enthält wie die meisten anderen Arten der Familie der Raublattgewächse Pyrrolidizinalkaloide . Höhere Anteile finden sich vor allem in den Blättern und Stängeln, während die Samen kaum betroffen sind. Für den Menschen besteht keine akute Vergiftungsgefahr, größere Mengen sollten allerdings nicht verzehrt werden. Menschen mit Leberkrankheiten sollten vorsichtshalber den Genuss der Pflanze meiden. Wer empfindlich reagiert, kann bei Berührung der Blätter Hautreizungen davontragen. Bei übermäßigem Verzehr kann es zu Magenbeschwerden kommen.

Darreichungsform: Umschlag (Brei und Saft), Tee (Blüten und Kraut), Salbe, Öl


Rezepte:

Nagelbettentzündung, Abszess, Furunkel
Aus den blühenden Spitzen der Pflanze wird ein Breiumschlag hergestellt, der die Haut erweicht und hilft, dass die Entzündung abheilen kann. Dafür nimmt man 2 Esslöffel Blütenspitzen (frisch oder getrocknet), zerreibt sie sehr fein im Mörser und verrührt sie mit 2 bis 3 Esslöffel kochendem Wasser. Es soll ein homogener Brei entstehen. Diesen streicht man auf ein kleines, feuchtes Tuch und deckt die betroffenen Stellen damit ab. Dann mit einem zweiten Tuch verbinden. Der Breiumschlag kann nach 15 bis 20 Minuten abgenommen werden. Zwei- bis dreimal täglich anwenden.

Gerötete und gereizte Haut
Der frisch gepresste Pflanzensaft wird als Umschlag auf die gerötete Haut aufgelegt – kann täglich öfter angewendet werden. Hierfür wird die Pflanze zerkleinert und mit wenig kochendem Wasser übergossen. Nach 20 Minuten presst man den Sud durch ein Tuch und fängt den Saft in einem sauberen Gefäß auf.

Verletzungen des Bewegungsapparates
Die Wurzeln enthalten Allantoin, wie die Wurzeln des Beinwells. Daher können sie auch genau so eingesetzt werden; z.B. als Salbe oder Breiumschlag. Für den Breiumschlag werden die getrockneten Wurzeln im Mörser zerkleinert, mit wenig kochendem Wasser zu einem Brei verrührt. 30 Minuten ziehen lassen und mit einem feuchten Tuch auftragen. Kann auch als Badezusatz verwendet werden.

Klassisches Natternkopf-Öl
Natternkopf-Öl kann zur Wundheilung, bei Zerrungen, Verstauchungen, Quetschungen eingesetzt werden.

Zutaten:
Natternkopf-Wurzel, Olivenöl

Zubereitung:
Frische Natternkopf-Wurzel klein schneiden.
Mit dem Olivenöl in einen Topf geben, Wurzel sollten vom Öl bedeckt sein.
Im Wasserbad erhitzt und einige Minuten köcheln lassen.
Vom Herd nehmen und 1 - 4 Tage ziehen lassen
Nach Ablauf der Zeit Wurzeln durch ein Tuch herausfiltern.
Das Öl in dunkle Fläschchen abfüllen.

Klassische Natternkopf-Salbe
Natternkopf-Salbe wird genauso zubereitet wie Beinwellsalbe. Eingesetzt werden kann sie zur Wundheilung, bei Zerrungen, Verstauchungen, Quetschungen.

Zutaten:
50 ml Natternkopf-Öl, 3 g Bienenwachs

Zubereitung:
1. Natternkopf-Öl mit dem Bienenwachs in einen Topf geben.
2. Unter ständigem Rühren im Wasserbad erhitzen, bis das Wachs aufgelöst ist. Die Temperatur möglichst unter 60°C halten.
3. Wenn das Wachs geschmolzen ist, Mischung abfüllen und erkalten lassen.
Anwendung: Bei Bedarf Natternkopf-Öl auf die zu behandelnden Stellen einreiben, bis zu dreimal täglich

Der Natternkopftee
Hierfür werden zwei Teelöffel frisches oder getrocknetes Natternkopf-Kraut mit einem Viertelliter kochendem Wasser übergossen, fünf bis zehn Minuten ziehen lassen. Anschließend den Tee abseihen, nach Belieben mit Honig süßen und in kleinen Schlucken dreimal täglich trinken. Er verschafft Linderung bei Erkältungen, Atemwegserkrankungen und Kopfschmerzen.


Verwendung in der Küche:

Blätter: Die ganz jungen Blätter des Natternkopfes sind essbar und können roh als Wildkräutersalat oder gekocht als Wildgemüse und Spinatersatz gegessen werden. Die Blätter sind zwar etwas haarig, aber wenn man sie fein schneidet, kann man sie durchaus im Salat verwenden. Der Geschmack erinnert entfernt an Gurken. Am schmackhaftesten sind sie im Mai.

Blüten: als Beigabe in Teemischungen, als Dekoration in Salaten, Obstsalaten, Kuchen, Torten

Samen: Das Öl der Natternkopf-Samen ist ein hochwertiges Speiseöl, das am besten kalt verwendet wird. Die Gewinnung der Samen ist sehr mühsam, da jede Pflanze nur maximal vier Samen entwickelt und bei der Ernte auch noch viele verloren gehen. Echiumöl hat eine ausgewogene Fettsäurekombination. Die besonders hochwertige Stearidonsäure ist ca. viermal so hoch wie im schwarzen Johannisbeeröl und zählt damit zu dem höchsten in Pflanzen gefundenen Stearidonsäuregehalt. Man sollte das Öl nicht erhitzen.
 

Verwendung in der Kosmetik:

Das Öl stammt von den Samen. Die Ernte ist arbeitsreich, da die Blüten höchstens vier der kleinen Samen enthalten. Echiumöl ist ein vielseitiges Hautfunktionsöl, das sich zur Behandlung aller Hauttypen eignet. Es unterstützt die Hautregeneration und stabilisiert die Hautbarriere. Dank seines hohen Gehalts an Alpha-Linolensäure ist es entzündungshemmend und unterstützt wichtige Körperfunktionen.
 

Wissenswertes:

Natternköpfe haben einen hohen ökologischen Nutzen und gelten als wertvolle Bienenweide.

Die Natur hat sich bei der Form der Blüten etwas gedacht. Es handelt sich um vormännliche „Rachenblumen“; die herausragenden Griffel und Staubblätter dienen als Landeplatz für die Bestäuber. Die erfolgt durch Insekten. Vor allem Bienen, Schwebfliegen und über 40 Schmetterlingsarten besuchen die Blüten sehr gerne. Zu den tagaktiven Faltern, die sich von seinem Nektar ernähren, gehören beispielsweise der Distelfalter, der Große Kohlweißling, der Schwalbenschwanz und Nachtfalter wie der Mittlere Weinschwärmer. Besonders wichtig ist sie für die spezialisierte Natternkopf-Mauerbiene, die nur Pollen dieser Pflanze sammelt

Auch die unterschiedliche Farbe der Blüten sagt den Bienen etwas – sie wissen, dass in den rosafarbenen Blüten der meiste Nektar steckt. Entsprechend umschwärmt sind die Pflanzen dann auch. Der Hauptbesuch der Insekten erfolgt gegen 15 Uhr. Wenn die Insekten die Blüte ausgebeutet haben, zeigt sie durch die Farbänderung: „Nichts mehr zu holen.“ Die Blüten vollziehen einen Farbwechsel von rosa-violett nach blau.

Der Natternkopf trägt zur Artenvielfalt bei. Dazu kommt, dass die Pflanze ein echter Schnellstarter ist. Wenn Wiesen abgemäht werden, ist sie die erste große Pflanze, die wieder nachwächst. Ein Grund mehr, sie stehenzulassen, wenn man sie sieht.
 

Geschichtliches:

Der Natternkopf wurde früher auch als Aphrodisiakum geschätzt.

Die Wurzel des Natternkopfes wurde zum Rotfärben von Wolle verwendet.

Als man Matratzen noch mit Naturmaterial befüllte, gab es in manchen Gegenden das sogenannte “Johannesbett” – wofür das Kraut des Natternkopfes getrocknet und in die Matratze gefüllt wurde, um die Schlafstätten vor Mäusen zu schützen.

Laut der Signaturenlehre galt der Gewöhnliche Natternkopf aufgrund seiner schlangenähnlichen Blüte ursprünglich als Arzneimittel gegen Schlangenbisse.
 

Weiterführende Links/Literat

https://www.kraeuter-buch.de/kraeuter/Natternkopf.html

https://www.mein-schoener-garten.de/pflanzen/natternkopf/natternkopf

https://www.gartentipps.com/natternkopf.html

https://traumseife.wordpress.com/2014/08/21/der-natternkopf/

https://www.wildbienen-und-co.de/wildbienenweide/natternkopf/

https://www.vorsichtgesund.de/glossary/natternkopf-blauer-echium-vulgare/