An mir scheiden sich die Geister!

Echter Koriander – Coriandrum sativum

Botanischer Steckbrief

Doldenblütler; einjährige, krautige Pflanze, 30cm – 90cm hoch

flach aufgebauter Blütenstand, weiße Blüten

annähernd kugelrunde, zweiteilige Spaltfrüchte, gelblich-braun, ca. 2 - 5mm groß

Blätter unten fächerförmig, weiter oben fein gefiedert

Blütezeit ca. 4 Wochen im Juni/Juli – wird von vielen Insekten gerne besucht
 

Standort:

sonnig bis halbschattig, gerne warm und geschützt, wenn keine Samenbildung erfolgen soll, auch halbschattig bis schattig

keine besonderen Bodenansprüche, gerne durchlässiger, kalkhaltiger Boden, keine Staunässe
 

Herkunft und Verbreitung

Koriander stammt vermutlich aus dem östlichen Mittelmeerraum, seine Verwendung ist schon seit ca. 5000 Jahren im Nahen Osten und Ägypten belegt

Anbaugebiete heute:  gesamter Mittelmeerraum, Osteuropa, Mitteleuropa, Indien, Ostasien, Amerika
 

Etymologie

Zusammensetzung aus den griechischen Wörtern koris (Wanze) und amon (Anis);
sativum (gesät/ angebaut) deutet auf die kultivierte Form hin
 

Weitere Namen:

Arabische/Asiatische/Chinesische Petersilie
Schwindelkorn/Schwindeldill – soll bei zu hoher Dosierung zu Schwindelgefühl führen    
Wanzendill/Wanzenkraut – wegen des unangenehmen Geruchs der frischen Pflanze

Verwendbarkeit in der Küche

Junge Blätter: frisch in Salaten, zur Garnierung, in der fernöstlichen Küche
Früchte: gemahlen in Gewürzmischungen (Curry, Lebkuchengewürz), in Chutneys, Brotsorten, Gebäck, zum Abschmecken von Soßen, Fisch-/Fleischgerichten
Blätter und Früchte haben jeweils einen ganz eigenen, nicht austauschbaren Geschmack.
          

Ernte und Lagerung  

Das Koriandergrün kann ab Juli/August regelmäßig von oben nach unten geschnitten werden. So wird die Blütenbildung verhindert; frisch verarbeiten!

Die Früchte reifen Ende August/ Anfang September. Schnitt der gesamten Dolde kurz vor der Vollreife, am besten morgens. Dann zum Trocknen aufhängen oder ausbreiten. Die Samen fallen ab und können dann in Baumwollbeuteln (luftdurchlässig) ausreifen. Danach dunkel und trocken lagern. Am besten frisch gemahlen verarbeiten.

Die Samen bleiben einige Jahre keimfähig.

Die Wurzel wird in Asien z.T. wie Petersilienwurzel verarbeitet.
 

Rezepte

Mojo Verde (kanarische Küche)

  • 2 Zehen Knoblauch
  • 1 Bund Koriander
  • 2 Tassen Olivenöl
  • 1 Bund Petersilie
  • 1 Prise Pfeffer
  • 1 Prise Salz
  • einige Tropfen Zitronensaft

Die Kräuter pürieren. Die Knoblauchzehen erst ein wenig zerkleinern (nicht pressen!), dazu geben und mit pürieren. Das Öl dazu geben, bis eine Sauce entsteht. Die Zähflüssigkeit richtet sich nach dem "Verwendungszweck". Also z.B. für einen Brotauftstrich weniger Öl als für eine Grillsauce. Mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft abschmecken.
 

Garam Marsala (nach Hildegard von Bingen) 

  • 1 Teelöffel Muskatnuss
  • 5 Esslöffel Koriander
  • 2 Esslöffel Kreuzkümmel
  • 8 Kapseln Kardamom
  • 5g Nelken
  • 1 Esslöffel schwarzer Pfeffer
  • 2 Teelöffel Anis
  • 1 Teelöffel Fenchelsamen
  • 1 Esslöffel Zimt gemahlen
  • 2 Lorbeerblätter

Alles im Mörser zerkleinern oder in der Gewürzmühle mahlen
 

Tee

½ Teelöffel frisch gemahlene oder angequetschte Koriandersamen mit einer Tasse kochendem Wasser überbrühen, 10-15 min ziehen lassen
 

Anwendung in der (Volks-) Medizin und Alternativmedizin

Inhaltsstoffe:

Samen: ätherische Öle, fettes Öl

Kraut: hoher Aldehydgehalt, dadurch das kräftige Aroma

Wirkung: appetitanregend und verdauungsfördernd, krampflösend und schmerzlindern bei Magen-/ Darmleiden, entgiftend, antibakteriell, entzündungshemmend

 insgesamt milde Wirksamkeit!
 

Darreichungsform:

Kapseln, Tinktur, Tee; ausschließlich innere Anwendung

Überempfindlichkeitsreaktionen sind selten, aber möglich: Kreuzreaktionen mit bestimmten Pollen, Hautreaktionen bei Kontakt mit Pflanzensaft und Sonnenlicht

Der Duftstoff findet zum Teil in der Kosmetik Anwendung, die Fette und Öle auch in der Lederverarbeitung
 

Wissenswertes:

Dass  Geschmäcker verschieden sind, ist allgemein bekannt. Beim Versuch einer Beschreibung von Geschmack und Geruch des Koriander finden sich Attribute von süßlich über würzig, holzig, pikant bis hin zu seifig, erdig, eklig.

Dass sich beim Verzehr von Koriander „die Geister scheiden“ liegt offenbar nicht nur an seinem Geschmack:

In einer groß angelegten Studie wurde belegt, dass die Abneigung mancher Menschen gegen Koriander in den Genen festgelegt ist.  Dabei wurde ein bestimmter Rezeptor ausgemacht, der auf die Aldehyde in der Pflanze ganz besonders empfindlich reagiert und so die Abscheu verursacht.
 

Magisches:    

Vor rund 2.000 Jahren gelangte „hu“ (= fremdartig) auch nach China. Dort glaubte man zunächst, die Pflanze mache unsterblich. Als sich dies als Irrtum herausstellte, verwendete man sie in der Küche und Heilkunde.