Märzveilchen – Viola odorata

Botanischer Steckbrief:

Ein- bis mehrjähriges, ausdauerndes Kraut mit langen, wurzelschlagenden Stängeln,
herz- oder nierenförmigen Blättern, die violetten Blüten mit angenehmem Duft (nur beim Märzveilchen) sind ca. fünf bis zehn Zentimeter hoch
Unscheinbare grüne Sommerblüte
Frucht ist eine Kapsel mit vielen Samen, die auch durch Ameisen verbreitet werden
 

Pflanzenfamilie: Veilchengewächse (Violaceae)
 

Verbreitungsgebiet: Gattung der Veilchengewächse umfasst mehr als 500 Arten
Wachsen in den gemäßigten Zonen der Erde, Europas, Asiens, Nordamerikas und auch in  den Anden.


Standortanspruch: in frischer Erde, gedüngtem, humosem Boden
Bevorzugt Halbschatten an Bachufern oder in lichten Laubgehölzen
Brachflächen, Weiden, verwildert in vielen Gärten und Parks
 

Vermehrung / Aussaatermin: Veilchen bilden lange oberirdische Ausläufer
Samen sind Kaltkeimer und Lichtkeimer, Aussaat von August bis März
 

Weitere Namen: Duftveilchen, Märzveilchen, Marienstengel, Oeschen, Osterveigerl, Schwalbenblume, Veicherln, Veieli, Viönli
 

Etymologie:

Eine aus dem frühneuhochdeutschen Wort "feil" bzw. mittelhochdeutschen "viel" entstandene Verniedlichungsform des aus dem griechischen entlehnten Wortes "viola", dass sich auf die Farbe bezieht (violett).

Eng verwandte Arten:

Wildes Stiefmütterchen - Viola tricolor

Kommt in ganz Europa in freier Natur vor

Blüten sind in Schattierungen von Purpur, Lavendelblau, Weiß und Gelb vor, wobei die unteren Kronblätter häufig dunkel gestreift sind
 

Ernte und Lagerung:

in dünnen Schichten an einer luftigen, schattigen Stelle trocknen
 

Blühzeitpunkt:

März - April
 

Sammelzeitpunkt:
Kraut: März- April
Blüten: März - April
Blätter: März- April
Wurzelstöcke: September - Oktober
 

Verwendbare Pflanzenteile: sämtliche Pflanzenteile (Kraut - Blüten - Blätter - selten auch Wurzeln)
 

Anwendung in der Volksmedizin:

Bronchitis, Husten, Reizhusten, Keuchhusten, Atembeschwerden, Katarrhe der oberen Luftwege, Halsentzündung, Fieber, Grippe, Magenkatarrh, Rheumatismus, Gicht, Blasenentzündung, Nierenentzündung, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Epilepsie, Nervosität, Angstzustände, verschiedene Hautkrankheiten, Ekzeme, Pickel, Hautschuppen, Verrenkung, Quetschungen
 

Wirkungsweise:

abschwellend, antibakteriell, beruhigend, blutreinigend, durchblutungsfördernd, entzündungshemmend, erweichend, harntreibend, krampflösend, schleimlösend, schmerzlindernd (bei Kopfschmerzen), schweißtreibend, leicht abführend, wundheilend
 

Darreichungsform:

Innerlich: Tee, Sirup, ätherisches Öl
Äußerlich: Umschläge auf geschwollenen Stellen, eitrige Wunden, Geschwüre oder Ausschläge legen
 

Rezepte:

Veilchensiurp gegen Husten:

1 Tasse frische Veilchenblüten in eine Falsche geben und mit 1/4l heißem Wasser übergießen. Den Ansatz 24 Stunden ziehen lassen und abseihen. Dann aufkochen und erneut 24 Stunden mit der gleichen Menge frischer Veilchenblüten ziehen lassen. Anschließend abseihen und mit der gleichen Menge Honig versetzten. Den Sirup mehrmals täglich teelöffelweise einnehmen.
 

Heilende Veilchensalbe:

1 Handvoll Veilchen mit Blüten und Blättern

200 g Olivenöl

20 g Bienenwachs

Veilchen und Öl im Mörser oder Mixer zerkleinern. In ein Glas füllen und über Nacht ziehen lassen, am nächsten Tag in einen Topf geben. Zum Kochen bringen, Temperatur reduzieren und 1 Stunde unter der Siedetemperatur ziehen lassen. Eine weitere Stunde nachziehen lassen. Öl durch ein Feinsieb filtern und erneut in den Topf geben. Wachs zugeben und erwärmen, bis das Wachs schmilzt. Fertige Salbe ins Gläschen füllen.

Anzuwenden bei: Wunden, Hautentzündungen, Hautrissen, Schwangerschaftsstreifen, unreiner Haut
 

Wissenswertes:

Blüten werden sehr häufig zur Parfümherstellung verwendet

Tee aus den Wurzeln erzeugt Brechreiz

Verwendung in der Küche:

Zum Aromatisieren von Süßwaren

Zarte Blättchen und Blüten in Salaten und Kräuterquarks

In Frankreich häufig verwendete Verzierung von Süßspeisen und Backwaren
 

Magisches

In der Sprache der Blumen steht das Veilchen für Demut und Bescheidenheit, Feinfühligkeit, Zartheit, Jungfräulichkeit, Frühling, Hoffnung, Fruchtbarkeit, Treue und Liebe.

Aufgrund seines Duftes gilt das Veilchen seit dem Altertum als Blume der Liebe, weshalb der Angebeteten Veilchen übergeben wurde, um in der Sprache der Blumen die Zuneigung zu zeigen.

Die Blüten am Körper getragen, schützen gegen böse Geister und fördern das Glück.

Das erste Veilchen, das man im Frühling findet, erfüllt einen ganz besonderen Wunsch.

In einem grünen Stoffbeutel bei sich getragen, lässt es Wunden schneller heilen. Veilchen sind Inspirationshelfer und verbreiten Frieden in ihrer Umgebung.

Violett ist aber auch die Farbe der Fastenzeit, der Magie und der Seelenwanderung. Allerdings gilt die Farbe auch als altjüngferlich, vielleicht wird deshalb eine Veilchenart auch Stiefmütterchen genannt.
 

Märchen/Sagen/Legenden:

Im griechischen und römischen Altertum war das Veilchen eine mehreren Gottheiten geweihte Kulturpflanze.

Die mythologische Erklärung der Griechen für das Entstehen des Veilchens:

Eine für ihre Schönheit bekannte Tochter des himmeltragenden Gottes Atlas wurde vom Sonnengott mit seinen Strahlen verfolgt. Die spröde Schönheit floh jedoch vor ihm und bat Zeus verzweifelt um Beistand. Er hatte Mitleid und verwandelte das verschüchterte und verzweifelte Mädchen in ein Veilchen. Geschützt vor den Strahlen des Sonnengottes wächst es seitdem im Gebüsch des Waldes.

Einer griechische Sage nach blühen dort Veilchen reichlich, wo die Frühlingsgöttin Persephone der Unterwelt entsteigt und ihre Füße den Boden berühren.

In der Bretagne werden noch heute am Karfreitag Veilchen ausgesät, um Persephone zu gedenken.
 

Erzählungen / Dichtung

Die blauen Frühlingsaugen
Schaun aus dem Gras hervor;
Das sind die lieben Veilchen,
Die ich zum Strauß erkor.

Ich pflücke sie und denke,
Und die Gedanken all,
Die mir im Herzen seufzen,
Singt laut die Nachtigall.

Ja, was ich denke, singt sie
Lautschmetternd, daß es schallt;
Mein zärtliches Geheimnis
Weiß schon der ganze Wald.

Heinrich Heine (1797-1856)


Warum, geliebtes Veilchen,
blühst Du so entfernt im Thal?
Versteckst dich unter Blätter,
fliehst der stolzen Blumenzahl.

Und doch voll Liebreiz duftest du;
Sobald man dich nur pflückt,
Uns süßre Wohlgerüche zu,
Als manche, die sich schmückt.

Du bist der Demuth Ebenbild,
Die in der Stille wohnt,
Und den, der ihr Verdienst enthüllt,
Mit frommen Dank belohnt.

Weiße, Christian Felix (1726-1804)
 

Frühlingsfestlich und erregt verbreitet das Märzveilchen seinen durchdringenden Duft.
Ehe noch der Blick die Blume im Gras entdeckt,
hat bereits der Geruchssinn
die Nähe der Lieblichen wahrgenommen.
Veilchenduft ist sinnlich und geistig.
Aus dem blauen Äther scheint er hervorzuwehen.

Schnack, Friedrich (1888-1977)


Das Zauberveilchen

Ein Hirtenjunge fand einmal ein besonders schönes Veilchen, das war viel grösser als alle, die er je gesehen hatte. Er pflückte die Blume vorsichtig, trug sie nach Hause und zeigte sie seinem Vater. Der Vater wunderte sich und sprach: «Heute Nacht erschien mir diese Blume im Traum und eine Stimme sagte mir, ich solle dreimal daran riechen.» Er hob die Blume an seine Nase, roch dreimal daran und auf einmal erschien ein kleines graues Männlein, das sprach: «Komm und folge mir!» Der erschrockene Junge wollte den Vater zurückhalten, doch dieser sagte: «Bleib du hier, hüte Haus und Tiere und warte auf mich.» Dann ging er mit dem grauen Männlein fort. Bald kamen sie zu einem alten Gemäuer, wo früher einmal eine Burg gestanden hatte. Unter der alten Mauer war ein Saal, darin saßen an einem Tisch zwölf kleine Erdleute und liessen es sich schmecken. Oben an der Wand aber hing eine Uhr. Das graue Männlein zeigte auf die Uhr und sagte: «Du sollst uns die Wanduhr wieder in Gang bringen. Sie ist heute Nacht stehen geblieben.» Der Mann sah, dass keines der Männlein gross genug war, um bis zur Uhr zu gelangen. Er stellte die Zeiger und stiess das Pendel an, das sogleich hin und her schwang. Als der Mann nach Hause kam, hörte er schon lautes Blöken, Muhen und Wiehern und als er nachschaute, sah er viele Schafe, Kühe und Pferde im Stall stehen. Das war der Dank der Erdleute gewesen. Das Veilchen aber war ganz golden geworden, und der Hirtenjunge hörte seitdem ein feines Ticken, wenn er sein Ohr auf die Erde legte.

Märchen aus Deutschland © Mutabor Verlag, Blumenmärchen aus aller Welt

Quelle: www.mutaborverlag.ch/de/maerchen_zum_lesen_und_vorlesen/maerchen_von_blumen
 

Lieder:


Veilchen, Veilchen

Veilchen, Veilchen
warte noch ein Weilchen
noch ist’s dir zu kalt -
Der Frühling kommt bald!

Veilchen, Veilchen
warte noch ein Weilchen
ducke dich ins Nest
und halte dich gut fest.

Veilchen, Veilchen
warte noch ein Weilchen
lass die Blüten zu
sie wollen ein bisschen Ruh!

Veilchen, Veilchen
warte noch ein Weilchen
schau, der Kuckuck ruft
nun komm mit deinem Duft!

Text & Melodie: L. Und J. Geißelbrecht

 

Ein Veilchen auf der Wiese stand,
gebückt in sich und unbekannt,
es war ein herziges Veilchen:
Da kam ein junge Schäferin
mit leichtem Schritt und leichtem Sinn daher,
daher, die Wiese her und sang.

Ach! denkt das Veilchen, wär' ich nur
die schönste Blume der Natur,
ach, nur ein kleines Weilchen,
bis mich das Liebchen abgepflückt
und an dem Busen mattgedrückt!
Ach nur, ach nur ein Viertelstündchen lang!

Ach! aber ach! das Mädchen kam
und nicht in Acht das Veilchen nahm;
zertrat das arme Veilchen.
Es sank und starb und freut' sich noch:
Und sterb' ich denn, so sterb' ich doch
durch sie, durch sie, zu ihren Füßen doch.

www.lieder-archiv.de/ein_veilchen_auf_der_wiese_stand-notenblatt_300316.html