Ich sammle den Tau des Meeres!
Lebensdauer: immergrüner Halbstrauch aus der Familie der Lippenblütler, seit 2020 in der Gattung Salvia (Salbei) integriert; buschig verzweigter Wuchs, ca. 0,5 bis 2m hoch;
Blätter nadelförmig, 10 -40 mm lang, oberseits dunkelgrün, unterseits weißlich und filzig behaart; meist bläuliche bis violette Lippenblüten in Scheinquirlen, selten rosa oder weiß
Blütezeit je nach Klima zwischen März und Mai, z.T. Nachblüte im Spätsommer
Verbreitungsgebiet: gesamter Mittelmeerraum, auch verwildert in den mediterranen Hartlaubvegetationsgebieten; Kultivierung seit der Antike belegt; nördlich der Alpen nur bedingt winterhart; Hauptanbauregionen sind Spanien, Frankreich, Nordafrika und der Balkan
Standortanspruch: sonnig, warm und geschützt, liebt trockene, durchlässige und kalkhaltige Böden; auch ich Steingärten
Weitere Namen: Kranzenkraut, Hochzeitsblume, Brautkraut, Meertau, Weihrauchblume
Vermutlich lateinisch ros (Tau) und marinus (meer-)
Ältere Erklärung von griechisch rhops (Strauch) und myrinos (balsamisch)
officinalis deutet auf die Eignung als Arzneipflanze hin
Verwendbare Pflanzenteile: Blätter (Nadeln) als Tee bzw zur Gewinnung des ätherischen Öls durch Wasserdampfdestillation
Ernte: Frisch oder getrocknet zum Würzen von Speisen, auch die Blüten sind essbar
Für frische Verwendung ist die Ernte jederzeit möglich, zur Weiterverarbeitung bei trockenem Wetter am späten Vormittag – die Konzentration der aromatischen ätherischen Öle ist dann am höchsten
Indikation: Verdauungsprobleme, Blähungen, Kreislaufbeschwerden, Rheuma, Gicht, Migräne
Wirkungsweise: insgesamt antibakteriell, antiviral, antimykotisch, antiseptisch
innerlich: appetitanregend, galle-/harntreibend, kreislaufanregend
äußerlich: durchblutungsfördernd
Darreichungsform: Tee/Teemischungen, Rosmarinöl, Badezusatz, Salbe
Vorsicht: Bei zu hoher Dosierung kann es zu Rauschzuständen oder Krämpfen kommen. Menschen mit Herz-/ Kreislaufproblemen, Schwangere und Asthmatiker sollten die Anwendung vorher mit dem Arzt abklären
Rosmarin wird gerne angeröstet, damit er sein Aroma richtig entfalten kann. Daher eignet er sich auch wunderbar für den Grill. Verwendung findet er u.a. in folgenden Gerichten: Lamm, Kaninchen, Schweinefleisch, Wild (…) Ein Zerreiben der Rosmarinblätter zwischen den Fingern erhöht die Würzkraft. Er passt zu vielen (mediterranen) Gemüsesorten wie Tomaten, Zucchini, Auberginen und macht Kartoffeln im Ofen gebacken besonders lecker. In Essig oder Öl eingelegt wird er ebenfalls sehr gerne verwendet. Auch herzhaftes Gebäck bekommt durch Rosmarin eine eigene Note, zum Beispiel:
Tarte mit Schafskäse-Zucchini-Füllung
Teig:
Alles verkneten, 30 min ruhen lassen, ausrollen und in eine Tarteform drücken. Bei 170° C ca. 20 Minuten backen
Füllung:
1 Zucchini, in Scheibchen
2 Eier
150 g Schafskäse
30 g Sonnenblumenkerne
75 g saure Sahne
15 g Parmesan, gerieben
Salz, Pfeffer, Olivenöl
Die Zucchinischeiben in Olivenöl kurz dünsten, abkühlen lassen
Eier trennen, Eiweiß steif schlagen
Schafskäse würfeln, mit Eigelb, Parmesan, saurer Sahne und Sonnenblumenkernen vermischen, salzen und pfeffern, dann Eischnee und Zucchini unterheben.
Auf den gebackenen Boden geben und nochmals ca. 30 Minuten backen.
Ich sammle den Tau des Meeres!
Die Bezeichnung Meer(es)tau gibt die Bedeutung des Namens Rosmarinus wohl am besten wieder. Sie ist auf den römischen Dichter Plinius zurückzuführen, der anschaulich beschrieb, wie die Pflanze an ihrem bevorzugten Standort in Meeresnähe wächst und oft vom Schaum (lat. ros = Tau, Schaum) des blauen (Blütenfarbe) Meeres (lat. mar) bedeckt wird. Man kann sich auch gut vorstellen, wie Rosmarinsträucher, die an den Küsten des Mittelmeeres wachsen, nachts den Tau in ihren Blüten sammeln.
Im alten Ägypten ist der Rosmarin im Totenkult verwendet worden. Nach Funden in Gräbern ägyptischer Herrscher wurden bei Opfer- und Bestattungsriten Rosmarinzweige verbrannt und den Toten als Zeichen für die unsterbliche Seele in die Hände gelegt. In Griechenland war die Pflanze der Göttin Aphrodite geweiht und Sinnbild für Treue und Liebe. Zu ihren Ehren wurde Rosmarin bei rituellen Handlungen verbrannt.
Die Ärzte der Antike vertrauten auf seine Heilkraft und schrieben ihm stärkende Wirkung zu, vor allem die Verbesserung des Erinnerungsvermögens. So war es bei griechischen Studierenden Brauch, sich während der Prüfungsvorbereitungen einen Kranz aus Rosmarinzweigen aufzusetzen, um die Gedächtnisleistung zu erhöhen. In der arabischen Medizin wollte man Schlaganfall-Patienten mit Rosmarin wieder zum Sprechen bringen. Der griechische Arzt Dioskurides (1. Jhd.) empfahl Rosmarin-Blätter gegen Gelbsucht. Für medizinische Anwendungen gab man Rosmarin neben zahlreichen weiteren Kräutern in den Wein und trank diesen bei Herzschwäche; äußerlich wurde er bei Arthritis aufgetragen.
Den starken aromatischen Duft schätzte man schon im Altertum und in der Antike. Ägypter und Römer pflegten den Rosmarin in ihren Gärten, denn seine Blüten lockten viele Bienen an, was eine reiche Honigernte garantierte. Riechen am Holz des Rosmarins versprach, länger jung zu bleiben. Bei den Römern zierten seine Zweige die Bilder der schützenden Hausgeister, dienten als Tischschmuck bei Festgelagen und waren in die Kränze für Sieger oder Ehrengäste eingeflochten.
In Mitteleuropa begannen zuerst die Mönche mit der Kultivierung des Strauchs in ihren Klostergärten, wie die Aufnahme im Bauplan für das Kloster St. Gallen aus dem Jahr 820 und die Landgüterordnung Karls des Großen („Capitulare de villis“, etwa 795–813) belegen. Jahrhundertelang diente das Verbrennen von Rosmarin (und weiteren Kräutern) in „Räucherpfannen” der Bekämpfung von Infektionen und Epidemien in Wohnungen und Krankenhäusern (z. B. bei Fleckfieber und im 14. Jh. gegen die Pest).
Im mittelalterlichen Brauchtum spielte die Pflanze eine große Rolle. Bei Hochzeiten (Namen: Kranzenkraut, Hochzeitblume, Brautkraut) trug der Bräutigam als Symbol ewiger Liebe und Treue einen Rosmarinzweig im Bukett oder Knopfloch. Die Braut wurde mit einem aus Rosmarinzweigen gebundenen Kranz. Nach der Hochzeit steckten die Brautleute Zweige aus dem Kranz in die Erde. Wuchsen sie an, galt dies als Omen für eine glückliche Ehe. Welkten sie dagegen schon während der Trauung, war es um die Ehe künftig schlecht bestellt.
Bei Beerdigungen diente Rosmarin als Zeichen der Erinnerung und Freundschaft an Verstorbene. Man nahm die wohlriechenden, den Geruch des Todes überdeckenden Kräuter mit zur Beerdigung, warf sie auf das Grab der Toten oder legte sie diesen in die Hände. In Kirchen dienten Rosmarinblätter („Weihrauchkraut”) als Ersatz für den kostspieligen Weihrauch.
Im Mittelalter herrschte der Aberglaube, der intensive Rosmarinduft vertreibe böse Geister und Hexen, Albträume und Krankheiten, u. a. die Pest. In Frankreich sollte ein Kamm aus Rosmarinholz im alltäglichen Gebrauch vor Leichtsinn und Übermut schützen. In Belgien galt die Pflanze als Symbol des Lebens: Die Kinder würden nicht vom Klapperstorch gebracht, sondern aus einem Rosmarinbusch geholt.
Einer Legende zufolge habe Maria auf der Flucht nach Ägypten Schutz vor Soldaten gefunden, indem sie sich in einem Rosmarinbusch versteckte und ihren Umhang darüber ausbreitete. Als die Gefahr vorüber war und sie diesen wieder anlegte, färbten sich die ursprünglich weißen Blüten des Rosmarins blau. Der spanische Name „Romero” („Wallfahrer” oder „Pilgerblume”) soll auf diese Legende zurückzuführen sein.
de.wikipedia.org/wiki/Rosmarin
www.mein-schoener-garten.de/pflanzen/rosmarin
www.gewuerzkarawane.de/rosmarin.html
www.kraeuterabc.de/kraeuter/rosmarin/
digitalerapothekergarten.uni-duesseldorf.de