Ich locke dir die Bienen in den Garten!
Lippenblütler, mehrjährig, 40 cm - 80 cm
zitronenduftendes reiches Blattwerk, kleine weiße Blüten in Halbquirlen als Blumenkrone
Bienenweide
Verbreitungsgebiet: wird weltweit in gemäßigten und warmen Zonen kultiviert, verwildert, urspr. östl. Mittelmeerraum
Standortanspruch: bevorzugt nahrhafte frische Böden, sonnig bis halbschattig
Vermehrung: Selbstaussaat, Aussaat im Frühjahr, Teilung der Wurzelstöcke im Herbst
Weitere Namen: Herzkraut, Zitronenkraut, Bienenfang, Nervenkräutel, Riechnessel, Klostermelisse, Honigblume, Pfaffenkraut
Der lateinische Name melissa ist eine Verkürzung des klassisch-griechischen Pflanzennamens melisso-phyllon - Bienenblatt (melisso = Biene, phýllon = Blatt). Die Melisse wurde wegen ihres Nektarreichtums bereits im Altertum als Bienenfutterpflanze angebaut.
geerntet kann mehrmals im Jahr werden, bei warmen Wetter die jungen Triebe abschneiden und rasch trocknen (feuchte Blätter können schwarz werden),
für Tee am besten vor der Blüte ernten, getrocknet in verschlossenen Gefäßen lagern,
man kann auch gut ein Pulver als Küchengewürz herstellen
Blütezeitpunkt: Juni bis August
Verwendbare Pflanzenteile: Blätter
ist Einschleuserpflanze für Kalium
Innerlich: Nervenleiden, Unterleibserkrankungen, nervöse Magenerkrankungen, Nervosität, Einschlafstörungen, Migräne, Erbrechen, Zahn-, Ohr- und Kopfschmerzen, hoher Blutdruck, Frauenkraut bei PMS
Äußerlich: rheumatische Beschwerde, Nervenschmerzen, steifer Nacken, Insektenstiche
Wirkungsweise: krampflösend, antiviral, entzündungshemmend, beruhigend, ausgleichend, nervenstärkend, blutverdünnend,
Darreichungsform: Tee, Extrakte, äth. Öl
Rezepte:
Melissengeist – 500 g getrocknete Melissenblätter, abger. Schale einer Zitrone, 1 TL Engelwurzwurzel, einige Gewürznelken, in einem Glasgefäß mit 1l Wodka / Obstler aufgießen, an einem sonnigen Platz mind. 14 Tage ziehen lassen, filtern, in eine Flasche füllen, verschließen, mind. zwei Monate ruhen lassen – Tipp: schmeckt gut im Tee
Absud als Haarspülmittel verzögert das Grauwerden der Haare.
Als Gesichtswasser macht der Sud eine klare schöne Haut.
1 l ins Vollbad gegeben wirkt ausgleichend und beruhigend.
Imker reiben ihre Bienenstöcke mit Melisseblättern ab um ein Ausschwärmen zu verhindern.
Als Küchengewürz in Salatsoßen, Gemüse, Kartoffeln, Apfelkompott, Apfelstrudel, Kuchen, Kräuterlimonaden, Desserts
Rezepte:
Erfrischungsgetränk für Kinder – in Flasche mit weitem Hals fünf bis acht Melissezweige geben, mit Apfelsaft auffüllen, über Nacht stehen lassen, abfiltrieren, mit Mineralwasser verdünnen (Erwachsene können auch mit Sekt oder Wein aufgießen als Bowle)
Paracelsus verkaufte seine Arznei aus Melisse als Lebenselixier an betagte Mitglieder der Fürsten- und Königshäuser in Europa. Sie sollte die Jugend zurückbringen und beleben.
In Griechenland verehrte man sie als die Blume der Göttin Diana.
Melisse
Der Klosterbruder Anastasius war der Gärtner des alten Karmeliterklosters vor den Toren der Stadt. Er war ein Mann mittleren Alters, natürlich etwas beleibt, wie es sich für einen seines Standes gehört, aber sehr flink und unermüdlich in seiner Arbeit. Sein Garten war das Prunkstück des Klosters, alle nur erdenklichen Blumen und Kräuter wuchsen und wucherten, und man sagte, Anastasius habe eine „grüne“ Hand, was er anfasse, wachse unaufhaltsam…
Natürlich beschäftigte er sich auch mit allen möglichen Zaubereien. Tagelang schloss er sich in sein Zimmer ein, dann hörte man es drinnen brodeln und köcheln, zischen und pfeifen, und es zogen solche Duftschwaden um seine Kammer, dass man sich fragte, ob er bei diesen Gerüchen überhaupt noch am Leben sein könne.
Die meisten Kräuterkundigen werden – sind sie einmal von dieser Leidenschaft gepackt – süchtig nach neuen Pflanzen, neuen Rezepten, neuen Geheimnissen. Dem Bruder Anastasius ging es nicht anders. Er reiste viel und gern in der ganzen Welt umher, von einem Klostergarten zum anderen, von einem Kräuterweibl zum nächsten, und immer kehrte er vollbepackt mit Samen, Trieben oder ganzen Pflanzen in das Kloster zurück.
Einmal war er gar bis nach Griechenland unterwegs gewesen, das südliche Klima ließ ja ganz andere Kräuter wachsen. Zwei Esel schleppten die duftenden Schätze, ein Esel trug Wasserflaschen, um die Pflänzlein am Leben zu erhalten, und ein Esel mühte sich mit dem dicken Anastasius ab – so zog die seltsame Karawane gegen die Heimat.
Knapp vor dem Ziel, sie durchquerten gerade einen dunklen, aber herrlichen Wald, gerade noch ein fröhliches Lied (natürlich von Kräutern) auf den Lippen, sprengte plötzlich eine Räuberbande heran und stoppte den frommen Bruder.
„Na Pfaffe, warst wohl wieder abkassieren im Land, damit ihr Fettwänste euch den Bauch und das Hirn vollschlagen könnt?“
„Gesegnet seist du, Bruder“, erwiderte Anastasius sehr gelassen, denn er wusste, in seinem Gepäck war nichts zu holen für die Räuber, „gesegnet seist du!“ – „Ich weiß nicht, von welchem Regen du sprichst, Bruder, ist mir auch gleich, aber halt’s Maul, und rück das Gold heraus!“ – „Bruder, alles, was ich besitze, sind diese Pflanzen und Wasser – für mich, da hast du recht, ist es wie Gold, ja ja.“
Der Räuberhauptmann wurde ungeduldig und ärgerlich, weil sich der Gottesmann durch sein wüstes Gerede und wildes Aussehen weder beeindrucken noch einschüchtern ließ. „Du willst wohl deinem Gott sehr nahe sein, das kannst du haben!“ – „Erstens“, sagte Anastasius, „bin ich ihm sehr nahe, und zweitens ist es auch dein Gott, vergiss das nicht, Bruder. Und jetzt scher dich zum Teufel oder sonstwohin, sonst vertrocknen mir noch meine Kräuter!“
Ein besonders hässlicher Räuber trat aus der Gruppe: „Bitte, darf ich ihm die Kehle durchschneiden, bitte, bitte!“ – „Ruhe!“ herrschte ihn der Hauptmann an. Doch bevor er weitersprechen konnte, sagte Anastasius: „Danke, dass ihr mich vor diesem Widerling beschützt habt, dafür gebe ich euch etwas, das ist wertvoller als Gold!“ „Wertvoller als Gold?!“ echote es aus fünfundzwanzig rauen Kehlen.
„Jawohl!“, sagte Anastasius. Er stieg vom Esel, kramte in seinen Packtaschen und holte ein großes Bündel Kräuter hervor.
„Höre, Hauptmann, dies ist ein Kraut, das ich über viele tausend Kilometer aus dem fernen Griechenland geholt habe. In unseren Breiten kennt man es nicht. Noch nicht. Du bist der erste außer mir, der es zu Gesicht bekommt. Es heißt Melisse und ist ein Zauberkraut. Wenn du regelmäßig vor dem Schlafengehen einige Tassen trinkst, dann …“ Er winkte den Räuber geheimnisvoll näher und flüsterte ihm ins Ohr: „… dann zaubert dieses hervorragende Mittelchen alle geheimen Wünsche in deinen Kopf und stärkt das Herz und deine Kraft so sehr, dass es dir ein leichtes sein wird, deine Träume in die Tat umzusetzen. Aber ich rate dir, hüte es vor deinen Kumpanen, bewahre es gut, und lege es immer neben dich auf das Kopfpolster.“
„Äh – du meinst wirklich?“ stammelte der einfältige Hauptmann, starrte auf die unschuldige Melisse und riss sie an sich: „Jeden Abend? Sieben Tassen? Aufbrühen oder kochen?“
„Oh – du kennst dich aus! Aufbrühen, mein Bruder, aufbrühen. Und jetzt verzeih, ich muss weiter!“
„Und was ist mit dem Kopfabschneiden?“ fragte der besonders hässliche Räuber. „Einem Huhn, heute Abend!“, lachte Anastasius. „Mahlzeit und Grüß Gott!“
Als Anastasius ins Kloster kam, nach vielen Monaten Abwesenheit, gab es natürlich viel zu erzählen. Von Griechenland, fremden Klöstern, der Reise und, ach ja, natürlich, von dem netten Zusammentreffen mit der Räuberbande.
Es wurde viel gelacht am Klostertisch, und es floss viel Wein, und es wurden viele Hallelujas gesungen an diesem Abend.
Am nächsten Morgen war Anastasius schon sehr früh im Klostergarten. „Bevor ich mich um euch kümmere, meine Goldschätze, muss ich noch eine kleine Rechnung begleichen. – Herr, du verzeihst mir!“, und er erteilte seinen Pflanzen einen knappen Segen. Der Mönch lief in den hintersten Teil des Gartens, wo seine Bienenstöcke standen. „Ihr lieben Bienchen, Bruder Stasi hat euch etwas Feines mitgebracht.“, frohlockte er und wedelte mit einem Büschel Melisse herum. Er legte es auf einen Holzstock und wirklich – keine Minute später saßen unzählige Bienen auf dem Stock und surrten und summten, dass es einem angst und bange werden konnte. „Ja, die Griechen, die sind nicht dumm – Melissa – Honigblume oder Bienenkraut!“
Dann lockte er die Bienen wieder in ihr Haus, nahm die Melisse und verschwand. Dieses Spiel wiederholte er in den nächsten Tagen, bis die Bienen regelrecht süchtig nach dem neuen Kraut geworden waren.
Am darauffolgenden Montagmorgen, knapp nach Tagesanbruch, huschte Anastasius durch das Kloster, lief in den Garten zu den Bienen und holte die lieben Tierchen mit seinem Imkerhandschuh aus dem Korb. Dann bestieg er samt Bienen einen Esel und galoppierte in Richtung Wald. „Diese Räubergesellen schlafen sicher noch tief und fest – treiben es an den Sonntagen ja immer besonders arg.“
Als er im Wald angekommen war, schüttelte er die Bienen vom Handschuh und rief: „So, ihr Süßen, nun sucht das Kräutlein, das euch so schmeckt. Irgendwo hat es euer Papi für euch versteckt!“
Und wirklich: Die Bienen berühmt für ihren Spürsinn im Auffinden von besonderen Düften, hatten bald den starken, zitronenartigen Geruch der Melisse in ihrer Nase.
Währenddessen schlief und schnarchte der Räuberhauptmann in seinem Bett. Er war sehr zufrieden mit dem Kraut, das neben ihm auf dem Kissen lag. Er fühlte sich seit den ersten Tassen Tee wahrhaftig besser, kräftiger, er hatte kaum noch Blähungen, und die Pickel im Gesicht waren auch verschwunden (obwohl ihn dieser Makel nicht berührte). Besonders aber erfreuten ihn seine Träume. Die waren wirklich kolossal geworden: Gold, aufgeschlitzte Pfaffenbäuche, Frauen, viele Frauen, Spanferkel und Schilcherwein.
Eben träumte er gerade wieder von einer wunderschönen und besonders zärtlichen Dame. Zarte Fingerkuppen liebkosten sein Gesicht, spazierten über die Augen, krochen vorsichtig in die Ohren, in die Nase, und hätte er den Mund aufgemacht, wären die frechen, kleinen schwirrenden Fingerchen auch dort hinein verschwunden. Sie kitzelten ihn am Hals, ja liefen schon über seine Brust. Unglaublich, dachte er im Traum, es kommt mir vor, als hätte dieses tolle Weib hundert Finger! Die Finger wurden immer wilder und die Dame scheinbar auch, denn sie begann urplötzlich zu singen. Ein sehr hohes Lied. Das lass mal lieber, dachte der Räuberhauptmann, aber sie ließ sich nicht davon abbringen. Ihr Lied wurde jetzt sogar so laut, dass der Räuber schon ein bisschen ärgerlich wurde über die Dame und seinen Traum. „Finger ja, singen nein!“, schrie er im Schlaf lauft auf. Da zwickte es ihn gewaltig in den Arm. „Nein, du, nicht kneifen!“, rief er lachend und schlug, noch immer schlafend, mit der Hand dorthin, wo die frechen Finger gezwickt hatten. Und mit diesem Schlag brach die Hölle los! Der Räuberhauptmann wurde so jäh aus seinem Schlaf gerissen, dass er gleich aus dem Bett fiel, über und über besetzt mit den Bienen des frommen Bruders Anastasius.
Übrigens: Bienenstiche mit Melisseblätter einreiben, das schafft schnell Erleichterung. Der Räuberhauptmann kann dies bestätigen…
(aus dem Buch „Kräutermärchen“ von Folke Tegetthoff - ISBN-13 : 978-3485007894)
Duftdetektive –
Du brauchst: 10 undurchsichtige Döschen mit Deckel z.B. Filmdosen, Watte, spitzen Nagel, Mörser, Teelöffel, 5 versch. Kräuter und Gewürze z.B. Zitronenmelisse, Pfefferminze, Oregano, Nelke, Zimt, Salbei, Koriander
Vorbereitung: Dosendeckel mit Nagel Löcher einstechen, 5 Kräuter/Gewürze wählen und im Mörser zerstoßen, paarweise in Dosen füllen, mit etwas Watte bedecken, Dosen verschließen
Spielverlauf: ähnlich Memory nur mit Riechen, wenn alle Paare gefunden sind, über die Gerüche sprechen – an was erinnert dich der Geruch z.B. Kaugummi, Tee, Pizza
Kennt ihr die Namen? Verwendet ihr die Gewürze zu Hause?
(hier: Zitronenmelisse_Bild2_Duftdetektive)
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