Unterricht

Zweitspracherwerb:

Im weitesten Sinn wird die Bezeichnung Zweitspracherwerb „häufig als Oberbegriff für verschiedene Typen des Spracherwerbs, der zeitlich versetzt zum Erwerb der ersten Sprache verläuft und nicht im klassischen Bilingualismus zugerechnet werden kann“ verwendet. (Wolff 2003)

Unterscheidung im engeren Sinn:

(Zweit-)Spracherwerb – Erwerbsmöglichkeiten


DaZ-Prinzipien

  1. Die Schule ist Raum interkulturellen Lernens.
  2. Sprechhandlungen bilden den Ausgangspunkt des Unterrichts.
  3. Sichtweise des Fehlers als Weg zur Sprachbeherrschung.
  4. Es besteht jederzeit die Möglichkeit, Hilfsangebote zu nutzen.
  5. Die Lehrkraft ist ein wichtiges Sprachvorbild.
  6. Die Schülerinnen und Schüler müssen Einsichten in den Bau von Sprachen gewinnen.
  7. Die Möglichkeit zur imitierenden Wiederholung ist gegeben.
  8. Das Ziel ist die Beherrschung der Umgangs- und Bildungssprache.
  9. Jeder Unterricht ist DaZ-Unterricht.

Quelle: Jeuk, Stefan (2015). Deutsch als Zweitsprache in der Schule. Grundlagen – Diagnose – Förderung. Stuttgart: Kohlhammer


Lehrplan PLUS und die Kompetenzbereiche

Deutsch als Zweitsprache wird als eigenständiges Fach in Grund- und Mittelschulen unterrichtet und ist auch im LehrplanPLUS in diesen Schularten verankert.


Deutsch als Zweitsprache

Empfehlungen für den jeweiligen Kompetenzbereich

Empfehlungen für den Kompetenzbereich Hören

  • Feste Verankerung des Hörverstehens im Unterricht
  • Authentische Situationen aus der Erfahrungswelt der Schüler als Grundlage
  • Positive geräuschfreie Lernumgebung Wiederholung als Grundprinzip
  • Vorentlastung des Gehörten durch Wortschatzeinführung und –einübung
  • Unterstützung durch visuelles Material Anwendungsübungen zum Gehörten
  • Rückmeldung und Bewertung bei der Hörverstehenskontrolle
  • Adressatengerechtes Tonmaterial (Progression)
  • Differenzierung durch Grad der Störgeräusche, Länge, Sprecherzahl, Deutlichkeit der Artikulation, Sprechtempo, Dialekte
  • Globalverstehen
  • Progression der Hörverstehensübungen (Markieren /Unterstreichen, Zuordnen, mit Ziffern versehen /Sortieren, Multiple-Choice, Richtig – Falsch – Nicht im Text, Lücken füllen)
  • Lehrersprache als Vorbild: langsames gut artikuliertes Sprechen

Empfehlungen für den Kompetenzbereich Sprechen

  • Hoher Sprechanteil der Schüler als Grundprinzip
  • Authentische Gesprächsanlässe
  • Möglichst viele Rollenspiele und Dialoge
  • Lehrer als Sprachvorbild
  • Visualisierungshilfen
  • Grammatikhilfen
  • Scaffolding auch beim freien Sprechen
  • Ausspracheschulung (soweit von der Artikulation möglich)
  • Intonationsmuster
  • Bewusste Körpersprache
  • Mitteilungswunsch der Schüler
  • Floskeln und Zungenbrecher zur Aussprache- und Intonationsschulung
  • Methoden des 2-Minuten-Sprechens und des Note-Takings
  • Filmsynchronisationsmethode oder Dialoge mit offenem Ausgang ab der Niveaustufe B1
  • Fehlerverbesserung abhängig von der Schwere der Kommunikationshemmung
  • Aktives Zuhören und Rekodierung der Schüleräußerungen

Empfehlungen für den Kompetenzbereich Lesen

  • Angemessenheit des Sprachniveaus
  • Authentische Texte sobald wie möglich
  • Vorentlastung der Textinhalte durch Visualisierungen (Realien, Bilder, Plakate, Mind-Maps, Strukturogramme)
  • Verschiedene Aufgabeformen zum Textverständnis
  • Individuelles Lesen (individuelle Verstehensinseln, eigenes Lesetempo, eigener Zugang zum Text)
  • Interaktives Lesen
  • Lesestrategie: Skimming (Überfliegen zum Globalverstehen)
  • Lesestrategie: Scanning (geziele Informationssuche)
  • Beachtung der Phonetik beim Vorlesen
  • Intonationsmuster beim Vorlesen
  • Einrichtung der Klassenbibliothek mit Texten auf verschiedenen Niveaustufen
  • Texteinführung auditiv, audio-visuell (Film) oder auditiv-imitativ (Lehrer, LdL)
  • Rezeptionsästhetischer Ansatz: jeder Leser bringt eigene Erfahrungswelt durch top-down processing (Vorausdeutungen auf Basis des Vorwissens) und bottom-up processing (stufen-weise Dekodierung auf der Laut-, Wort-, Satz- und Textebene) ein.
  • Methoden vor, während und nach dem Lesen

Empfehlungen für den Kompetenzbereich Schreiben

  • Didaktische Reduktion bei den Anforderungen (Verständlichkeit der Botschaft vor der Korrektheit)
  • Wortschatzhilfen
  • Formulierungshilfen
  • Strukturelemente bei Schreibformen
  • Visualisierungen
  • Mustertexte
  • Motivierendes Feedback zu jedem Schreibprodukt
  • Zeitverzögerte gemeinsame Korrektur und Überarbeitung der Schreibprodukte
  • Grundprinzipien der Rechtschreibung
  • Grundprinzipien der Zeichensetzung
  • Echotexte (Leerstellen müssen sinnvoll ergänzt werden)
  • Paralleltexte (zu kurzen Texten mit einfachen Textstrukturen)
  • Lückentexte
  • Schnipseltexte (Haupt- und Nebensätze zusammenfügen)
  • Kettentexte (das Ende eines Satzes wird zum Anfang eines neuen Satzes)
  • Skeletttexte
  • Vorgaben der benötigten Wörter, Wortfelder, Schlüsselbegriffe

Weitere Empfehlungen für

  • Wenige Wörter pro Lerneinheit (8-12 Wörter)
  • 5 Schritte der Wortschtzeinführung: Darbietung im Kontext, Isoliertes Vorsprechen, Nach-sprechen, Erklärungen und Einbetten in weitere Kontexte
  • Wortschatzerklärungen durch Visualisierungen durch Realien und Bilder, danach Beispiele, Paraphrasen, Synonyme, Antonyme
  • Herkunft und Verwandtschaft zu anderen Sprachen (Internationalismen)
  • Einbindung in grammatikalische Strukturen (Kontextualisierung)
  • Arbeit mit Wortfeldern
  • Arbeit mit Wortfamilien
  • Anwendung der neuen Wörter in Alltagssituationen
  • Vermittlung der Lernstrategien (Führung der Wortlisten, Hefteinträge, Karteikästen, Lautsprechen, Assoziationen)
  • Wortspiele als Übung (Tabu, Memory, Akrostichon, ABC-Methode)
  • Nutzung des Wörterbuchs bei Textarbeit
  • Mehrkanalige Verankerung
  • regelmäßige, planvolle, vorentlastende und verbindliche Wortschatzarbeit
  • individuelle Strukturen im Langzeitgedächtnis nach verschiedenen Ordnungsprinzipien (alphabetisch, nach Reimen, Betonungen, Paradigmen (Synonyme, Antonyme, Ableitungen, Skalen), Syntagmen und Konnotationen)
  • Grammatikvermittlung nicht als Selbstzweck, sondern immer aus der lebensnahen Lernsituation
  • Didaktische Reduktion beim Beibehalten der sachlichen Richtigkeit
  • Kleinschrittige Progression
  • Lehrer als Vorbild
  • Visualisierung
  • Strukturierung, Arbeit mit Farben/Symbolen
  • Grammatikspiele
  • Vergleich der grammatikalischen Strukturen mit anderen Sprachen
  • Wiederholung
  • Induktive Grammatikvermittlung
  • Übungsauswahl nicht einseitig
  • kommunikative Sprechaktorientierung
  • Lernstrategien: Wiederholungsstrategien, Elaborationsstrategien wie Mnemotechniken (assoziative Bilder, Rhythmus und Reim) und Organisationsstrategien (Tabellen, hierarchische Strukturen, Diagramme, Markieren)