Turbomotor für die Verdauung!
Korbblütler, mehrjährig, 1 m, krautige ausdauernde Pflanze,
Blätter silbergrau gefiedert und dicht behaart (unten liegende Blätter sind meist dreifach gefiedert, langstielig und größer als die oben liegenden ein- bis zweifach gefiederten kurzstieligen Blätter), kleine gelbe Blütenköpfchen in Rispen, bildet längliche gelbe bis ockerfarbene Nussfrüchte mit dunklen Samen, aufgrund seines äth. Öles hat er einen charakteristischen aromatischen Geruch
Verbreitungsgebiet: Europa, Asien, Nordamerika
Standortanspruch: trockener Boden, bevorzugt durchlässiger z.B. sandiger Boden, sonnig bis halbschattig
Weitere Namen: Absinth, Magenkraut, Krampfkraut, Wurmtod, Heilbitter, Bitterhals, Wiegenkraut, Bitterer Beifuß
Der Name stammt aus einem westgermanischen Wort unbekannter Herkunft, wer(i)muota (ahd, f, 8.Jh.), wermuot (ahd, m, 12. Jh.), wermuot(e) (mhd.). Er ist volksetymologisch sowohl an warm (wärmende Wirkung des Wermutabsuds) als auch an Wurm (Verwendung als Wurmmittel, sowie eng. Wormwood) angelehnt worden. Seit dem 16. Jh. setzte sich der maskuline Genus durch.
Kraut im Juni – August abschneiden, bündeln und im Halbschatten aufgehängt trocknen, trocken aufbewahren
Blütezeitpunkt: Juli bis September
Fruchtreife: nach der Blüte ab September
Verwendbare Pflanzenteile: das ganze Kraut
Klassisches Mittel der Homöopathie, alte Heilpflanze bei Hildegard v. Bingen und Pfarrer Kneipp
„Ist einer grün wie ein Frosch, mager wie eine Pappel, nimmt täglich ab an Gewicht und Humor, wirft keinen Schatten mehr, dann probiere er es mit Wermut!“ (H. Bock)
Wirkungsweise:
antiseptisch, antibakteriell, krampflösend, durchblutungsfördernd, schweißtreibend, harntreibend, blutstillend, appetitanregend, Anwendung bei Magen-, Darm-, Galleerkrankungen, regt Stoffwechsel an, kräftigt die Verdauungsorgane, mobilisiert die körpereigenen Abwehrkräfte, steigert die Lebensfreude
Darreichungsform: frisch, Tinktur, Tee, Wein, Pulver
Rezepte:
„Maitrunk“ nach Hildegard von Bingen – ½ l Weißwein mit Honig aufkochen und abschäumen, abkühlen auf ca. 68 Grad, mit 20 Gramm Frischsaft der jungen Maipflanze vermischen (sauber in Flaschen gefüllt hält diese Mischung bis Oktober). Jeden dritten Tag trinkt man davon nüchtern 1 Likörglas an jedem dritten Tag (von Mai bis Oktober als Kur).
Wermut ist neben Blutwurz und Theriak eine der Grundzutaten des universellen Hausmittels „Schwedenbitter“.
Kräuterkissen beruhigend:
jeweils 2 Handvoll Waldmeister, Holunderblüten, Kamilleblüten, Beifußblütenknospen, Oregano blühend, Melisseblätter, Lavendelblüten, Salbeiblätter, Thymian; ein wenig Wermutblütenknospen und ein wenig Pfefferminzblätter miteinander vermischen und zwei Gewürznelken im Mörser zerstoßen und unter die Kräuter mengen.
Ein Nesselkissen 30cmx30cm mit der Mischung füllen, mit einer Watteschicht umhüllen und in einen Bezug stecken.
Wermut ist eng verwandt mit dem beliebten Küchenwürzkraut Beifuß.
(hier: Wermut_Bild2_VergleichBeifuß)
Die äth. Öle mit dem enthaltenen Thujon und dem Bitterstoff Absinthin können Unverträglichkeiten hervorrufen. Überdosierungen können zu rauschartigen Zuständen führen und auch Krämpfe auslösen.
„Grüne Fee“ wurde die Modedroge im 19. Jh. der Absinthlikör genannt. Er bestand aus Wermut und anderen Kräutern z.B. Fenchel, Anis, Koriander, Muskat, Ehrenpreis, Zitronenmelisse, Angelika, Ysop und wurde gegen den „Weltschmerz“ getrunken. Wegen der hirnschädigenden Wirkung, ausgelöst durch das giftige Öl Thujon, wurde Absinth verboten. Das Verbot wurde 1998 in vielen Ländern aufgehoben. In der EU gelten allerdings Vorgaben, was den Thujon-Gehalt von Absinth betrifft.
Wermutpflanzen brauchen im Garten einen Einzelstandort. Durch Ausscheidungen über die Wurzeln beeinträchtigen sie das Wachstum anderer Pflanzen negativ, mit Ausnahme weniger Pflanzen wie z.B. Storchenschnabel, Nelken, Eberraute, Weinraute. Gut vertragen sie sich mit schwarzer Johannisbeere, diese schützt Wermut gleichzeitig vor Schädlingen.
Zerriebener getrockneter Wermut eignet sich durch den hohen Thujongehalt, in Säckchen gefüllt, als guter Mottenschutz.
Auch im Naturgarten bewährt sich der Einsatz von Wermutjauche oder Wermutbrühe zur Bekämpfung von Rost und Milben auf anderen Pflanzen.
Wermut ist kein klassisches Würzkraut, der würzig-herbe bittere Geschmack passt nicht zu vielen Speisen. Ein Blättchen in Bratensoßen mitgekocht und vor dem Servieren wieder entfernt wirkt gallefördernd.
Ein Blatt Wermutkraut in Erfrischungsgetränken wertet geschmacklich und gesundheitlich das Getränk auf.
Bereits in der Antike pflanzte man Wermut an Stellen, wo man Mäuse fernhalten wollte. In Klosterbibliotheken setzte man der Tinte Wermutextrakt zu, um Ungeziefer abzuhalten die Bücher aufzufressen.
Wermut galt in seinem Ursprungsland Sibirien als wichtige Schamanenpflanze.
Hildegard von Bingen empfahl Räucherungen mit Wermutkraut gegen Hexen und Dämonen.
digitalerapothekergarten.uni-duesseldorf.de/zeigePflanzeDetails
„Die Kräuter in meinem Garten“ von Siegrid Hirsch & Felix Grünberger, Freya Verlag
ISBN: 978-3-902134-79-0
„Meine Gartenapotheke“ von Gabriele Bickel, Kosmos ISBN: 978-3-440-15063-4